Florian Welte
2017-10-05 19:21:04 UTC
Ganze zwei Russisch sprechende Abgeordnete haben es in den neuen
Bundestag geschafft. Beide sind Kandidaten der AfD. Einer von Ihnen ist
der Russlanddeutsche Waldemar Herdt. Der gläubige Unternehmer sieht die
traditionellen Familienwerte bei der CDU nicht mehr vertreten und möchte
sich im Bundestag für ein gutes Verhältnis zu Russland einsetzen.
Waldemar Herdt ist vor fast 25 Jahren als russlanddeutscher
Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Der studierte
Agraringenieur hat dort seinen Job als LPG-Leiter gekündigt und Haus und
Hof zurückgelassen, um mit seiner Familie in die Urheimat zu ziehen.
Nach drei harten Jahren, in denen Herdt als Futtermeister in der
Schweinemast arbeitete, machte der heute 54jährige sich selbstständig
und ist inzwischen ein erfolgreicher Unternehmer. Herdt engagierte sich
zuerst in der Partei Bibeltreuer Christen. Da er dort aber zu wenig
Handlungsspielraum sah, um wirklich etwas zu verändern in der
Landespolitik, wechselte er zur AfD. Herdt meint im Sputnik-Interview:
"Wenn die CDU so wäre wie vor 20 Jahren, hätte ich gern für die CDU
kandidiert."
In seinem Heimatkreis Osnabrück in Niedersachsen schaffte Herdt direkt
den Einzug in den Bundestag. Der Politiker zeigt sich schockiert vom
Wahlkampf und kritisiert, "dass man statt Dialog Hass wählt."
"Anstatt die freie Meinungsäußerung zu begrüßen, blockiert man alle
Veranstaltungen der AfD", so Herdt.
"Mit vier Kindern gilt man fast als asozial"
Trotzdem hat Herdt in seinem Wahlkreis souverän den Einzug in den
Bundestag geschafft und persönlich bedeutend besser abgeschnitten als
seine Partei im Kreis Osnabrück.
Der gläubige Vater von vier Kindern will sich im Bundestag für
traditionelle Werte und Familienpolitik einsetzen. Dies geht seiner
Meinung nach im Moment am ehesten in der AfD:
"Die AfD ist in meinen Augen zurzeit die einzige Partei, die
konservativ-christliche Familienwerte vertritt. Das tut die CDU schon
lange nicht mehr. Das demografische Desaster ist schon lange gewachsen.
Mit vier Kindern gilt man schon fast als asozial. Wann haben Sie zum
letzten Mal in den Medien eine positive Reportage über eine Großfamilie
gesehen?" fragt Herdt.
Fehlende moralische Werte führen die Menschen auf Abwege, meint Herdt:
"Die Kirchen leeren sich und Psychiatrien und Knäste werden voll."
Neben der Familienpolitik hält Herdt die Migrationskrise für das größte
Problem, dass von der Politik im Moment angepackt werden muss. "Wir
müssen die Flüchtlingskrise mit einem schlüssigen Konzept in den Griff
bekommen, sonst geht Europa unter. Wir befinden uns inmitten der größten
Völkerwanderung in der Geschichte der Menschheit", so Herdt.
"Den Migranten die Heimkehr erleichtern"
Herdt hält die meisten Flüchtlinge in Europa für Wirtschaftsflüchtlinge.
Er setzt auf eine freiwillige Rückkehr der Migranten in ihre
Heimatländer und will dafür zusammen mit Unternehmen in den
Ursprungsländern ein Konzept erarbeiten — zum Wiederaufbau der Länder.
Er beruft sich auf seine guten Kontakte nach Syrien und Irak und hat
diese Idee zusammen mit Unternehmern und Scheichs in der Region
erörtert:
"Man könnte beispielsweise Flüchtlingen hier die Chance geben, eine
deutsch-syrische Firma zu gründen, das Knowhow von hier mitzunehmen, um
dort als kleine und mittlere Unternehmen zu helfen, das Land aufzubauen.
Dann bekommt Deutschland Steuern und erschließt neue Märkte und die
Flüchtlinge bekommen eine Existenzgrundlage und ein Gefühl der
Wertschätzung."
Am Donnerstag fand die erste Sitzung der neuen AfD-Fraktion im Bundestag
statt. Ein Großteil der rund 90 gewählten AfD-Abgeordneten, die erstmals
in den Deutschen Bundestag einzog, hat in Berlin erste Schritte der
neuen Politikarbeit auf Bundesebene besprochen. Waldemar Herdt ist
ebenfalls aus Neuenkirchen-Vörden angereist. Herdt wird jetzt als
Bundespolitiker zwischen seinem Heimatort in Niedersachsen, wo er im
Gemeinderat sitzt, und Berlin pendeln, wo er gerade sein eigenes
Bundestagsbüro aufbaut.
Die Streitigkeiten und Parteiaustritte der letzten Tage sind für Herdt
nicht ungewöhnlich. Er hält dies für "Wachstumsschmerzen":
"Ich denke, das ist ganz normal bei einer jungen Partei. Das ist nicht
gut, aber das haben alle anderen Parteien auch durchgemacht. Wir sind
sehr breit aufgestellt und es ist auch gut, dass bei uns nicht 100
Prozent für einen sind wie bei der SPD oder 91 Prozent wie bei der CDU.
Wir haben verschiedene Meinungen und das ist auch gut so, aber wir
hätten das intern ausdiskutieren sollen. Die Parteiaustritte haben uns
nichts gebracht und denen, die ausgetreten sind auch nicht."
Für gutes Verhältnis zu Russland
Als nur einer von zwei russlanddeutschen Abgeordneten im neuen Deutschen
Bundestag will Herdt sich für ein gutes Verhältnis zu Russland
einsetzen. Auch für seine Landsleute, die Russlanddeutschen, fordert
Herdt mehr Anerkennung und Unterstützung:
"Ich verlange historische Gerechtigkeit für die Russlanddeutschen. Da
ist damals Vieles schiefgelaufen etwa bei den Rentenkürzungen oder auch
bei Sprachtests. Bis heute können wir Familienangehörige nicht nach
Deutschland holen. Das sollte wenigstens einmal im Bundestag debattiert
werden."
Auch das Thema Russland ist Waldemar Herdt sehr wichtig. Herdt beruft
sich auf historische Erfahrungen und betont die Vorteile eines guten
Verhältnisses zu Russland:
"Ich habe mich einmal mit einem russischen Abgeordneten unterhalten und
er sagte zu mir: 'Wenn ein Reihenhaus brennt, haben die Nachbarn nichts
zu lachen.' Wenn Russland angegriffen wird, betrifft das auch
Deutschland. Wir sind Nachbarn. Darum sollten wir die Beziehungen eher
intensivieren. Die Geschichte zeigt uns, wenn Russland und Deutschland
gut zusammenarbeitet haben, herrschte Wohlstand und Frieden. Wenn sie
sich nicht gut verstanden haben, bekam das die ganze Welt zu spüren.
Darum werde ich mich im Bundestag mit all meine neuen Möglichkeiten für
ein gutes deutsch-russisches Verhältnis einsetzen."
https://de.sputniknews.com/politik/20171005317738498-afd-russlanddeutsche-im-bundestag-interview/
Bundestag geschafft. Beide sind Kandidaten der AfD. Einer von Ihnen ist
der Russlanddeutsche Waldemar Herdt. Der gläubige Unternehmer sieht die
traditionellen Familienwerte bei der CDU nicht mehr vertreten und möchte
sich im Bundestag für ein gutes Verhältnis zu Russland einsetzen.
Waldemar Herdt ist vor fast 25 Jahren als russlanddeutscher
Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Der studierte
Agraringenieur hat dort seinen Job als LPG-Leiter gekündigt und Haus und
Hof zurückgelassen, um mit seiner Familie in die Urheimat zu ziehen.
Nach drei harten Jahren, in denen Herdt als Futtermeister in der
Schweinemast arbeitete, machte der heute 54jährige sich selbstständig
und ist inzwischen ein erfolgreicher Unternehmer. Herdt engagierte sich
zuerst in der Partei Bibeltreuer Christen. Da er dort aber zu wenig
Handlungsspielraum sah, um wirklich etwas zu verändern in der
Landespolitik, wechselte er zur AfD. Herdt meint im Sputnik-Interview:
"Wenn die CDU so wäre wie vor 20 Jahren, hätte ich gern für die CDU
kandidiert."
In seinem Heimatkreis Osnabrück in Niedersachsen schaffte Herdt direkt
den Einzug in den Bundestag. Der Politiker zeigt sich schockiert vom
Wahlkampf und kritisiert, "dass man statt Dialog Hass wählt."
"Anstatt die freie Meinungsäußerung zu begrüßen, blockiert man alle
Veranstaltungen der AfD", so Herdt.
"Mit vier Kindern gilt man fast als asozial"
Trotzdem hat Herdt in seinem Wahlkreis souverän den Einzug in den
Bundestag geschafft und persönlich bedeutend besser abgeschnitten als
seine Partei im Kreis Osnabrück.
Der gläubige Vater von vier Kindern will sich im Bundestag für
traditionelle Werte und Familienpolitik einsetzen. Dies geht seiner
Meinung nach im Moment am ehesten in der AfD:
"Die AfD ist in meinen Augen zurzeit die einzige Partei, die
konservativ-christliche Familienwerte vertritt. Das tut die CDU schon
lange nicht mehr. Das demografische Desaster ist schon lange gewachsen.
Mit vier Kindern gilt man schon fast als asozial. Wann haben Sie zum
letzten Mal in den Medien eine positive Reportage über eine Großfamilie
gesehen?" fragt Herdt.
Fehlende moralische Werte führen die Menschen auf Abwege, meint Herdt:
"Die Kirchen leeren sich und Psychiatrien und Knäste werden voll."
Neben der Familienpolitik hält Herdt die Migrationskrise für das größte
Problem, dass von der Politik im Moment angepackt werden muss. "Wir
müssen die Flüchtlingskrise mit einem schlüssigen Konzept in den Griff
bekommen, sonst geht Europa unter. Wir befinden uns inmitten der größten
Völkerwanderung in der Geschichte der Menschheit", so Herdt.
"Den Migranten die Heimkehr erleichtern"
Herdt hält die meisten Flüchtlinge in Europa für Wirtschaftsflüchtlinge.
Er setzt auf eine freiwillige Rückkehr der Migranten in ihre
Heimatländer und will dafür zusammen mit Unternehmen in den
Ursprungsländern ein Konzept erarbeiten — zum Wiederaufbau der Länder.
Er beruft sich auf seine guten Kontakte nach Syrien und Irak und hat
diese Idee zusammen mit Unternehmern und Scheichs in der Region
erörtert:
"Man könnte beispielsweise Flüchtlingen hier die Chance geben, eine
deutsch-syrische Firma zu gründen, das Knowhow von hier mitzunehmen, um
dort als kleine und mittlere Unternehmen zu helfen, das Land aufzubauen.
Dann bekommt Deutschland Steuern und erschließt neue Märkte und die
Flüchtlinge bekommen eine Existenzgrundlage und ein Gefühl der
Wertschätzung."
Am Donnerstag fand die erste Sitzung der neuen AfD-Fraktion im Bundestag
statt. Ein Großteil der rund 90 gewählten AfD-Abgeordneten, die erstmals
in den Deutschen Bundestag einzog, hat in Berlin erste Schritte der
neuen Politikarbeit auf Bundesebene besprochen. Waldemar Herdt ist
ebenfalls aus Neuenkirchen-Vörden angereist. Herdt wird jetzt als
Bundespolitiker zwischen seinem Heimatort in Niedersachsen, wo er im
Gemeinderat sitzt, und Berlin pendeln, wo er gerade sein eigenes
Bundestagsbüro aufbaut.
Die Streitigkeiten und Parteiaustritte der letzten Tage sind für Herdt
nicht ungewöhnlich. Er hält dies für "Wachstumsschmerzen":
"Ich denke, das ist ganz normal bei einer jungen Partei. Das ist nicht
gut, aber das haben alle anderen Parteien auch durchgemacht. Wir sind
sehr breit aufgestellt und es ist auch gut, dass bei uns nicht 100
Prozent für einen sind wie bei der SPD oder 91 Prozent wie bei der CDU.
Wir haben verschiedene Meinungen und das ist auch gut so, aber wir
hätten das intern ausdiskutieren sollen. Die Parteiaustritte haben uns
nichts gebracht und denen, die ausgetreten sind auch nicht."
Für gutes Verhältnis zu Russland
Als nur einer von zwei russlanddeutschen Abgeordneten im neuen Deutschen
Bundestag will Herdt sich für ein gutes Verhältnis zu Russland
einsetzen. Auch für seine Landsleute, die Russlanddeutschen, fordert
Herdt mehr Anerkennung und Unterstützung:
"Ich verlange historische Gerechtigkeit für die Russlanddeutschen. Da
ist damals Vieles schiefgelaufen etwa bei den Rentenkürzungen oder auch
bei Sprachtests. Bis heute können wir Familienangehörige nicht nach
Deutschland holen. Das sollte wenigstens einmal im Bundestag debattiert
werden."
Auch das Thema Russland ist Waldemar Herdt sehr wichtig. Herdt beruft
sich auf historische Erfahrungen und betont die Vorteile eines guten
Verhältnisses zu Russland:
"Ich habe mich einmal mit einem russischen Abgeordneten unterhalten und
er sagte zu mir: 'Wenn ein Reihenhaus brennt, haben die Nachbarn nichts
zu lachen.' Wenn Russland angegriffen wird, betrifft das auch
Deutschland. Wir sind Nachbarn. Darum sollten wir die Beziehungen eher
intensivieren. Die Geschichte zeigt uns, wenn Russland und Deutschland
gut zusammenarbeitet haben, herrschte Wohlstand und Frieden. Wenn sie
sich nicht gut verstanden haben, bekam das die ganze Welt zu spüren.
Darum werde ich mich im Bundestag mit all meine neuen Möglichkeiten für
ein gutes deutsch-russisches Verhältnis einsetzen."
https://de.sputniknews.com/politik/20171005317738498-afd-russlanddeutsche-im-bundestag-interview/